Entscheidung für Glasfaser = Investition in die Zukunft titelte „Hallo Lübbecke“ am 2.2.2021.
Wer derzeit über Land fährt, wozu die Pandemie-Langeweile immer öfter einlädt, sieht an Straßen und Wegen ganz häufig orangefarbene Kabelstränge „aus dem Boden wachsen“. Sie sind Beweis dafür, dass auch auf dem Land das schnelle Glasfaser-Breitbandnetz anzukommen scheint, könnte man meinen. Bis das mit dieser Zukunft aber soweit ist und die vielen „weißen Flecken“, also Bereiche, in denen die Datenübertragungsrate noch unter 30 Mbit/s liegt, ausgemerzt sind, dürfte noch eine Menge Zeit vergehen. Vor allem, wenn man sich das Ziel der Bundesregierung mit einem flächendeckenden Gigabit-Breitbandnetz vor Augen hält, das Internet mit 1.000 Mbit/s ermöglicht.
„Weiße Flecken“ gibt es im Mühlenkreis noch viele, das Ausbaugebiet umfasst rund 21.500 Haushalte. Momentan läuft – siehe orangefarbene Kabelstränge – insbesondere der Ausbau durch das Unternehmen Greenfiber Internet & Dienste GmbH: Stand 4. Dezember 2020 waren 896 Kilometer Kabeltrassen fertig, 108 Kabelverzweiger aufgestellt, 1.628 Gebäude an das Leerrohrnetz angeschlossen und 752 Häuser ans Glasfasernetz angebunden.
Aber wie in Bauphasen üblich, sieht man an manchen Stellen kein richtiges Fortkommen. „Dieser Eindruck trügt“, betont Enrico Nauen, der Gigabit-Koordinator im Amt für Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung. So brauche es Genehmigungen z.B. für die Unterquerung von Straßen mit den Leerrohren oder für die Aufstellung der Kabelverzweiger, in denen die Lichtleitungen auf die Häuser aufgeteilt werden. Und die lägen oft nicht gleichzeitig mit dem Baufortschritt vor. Außerdem sorge derzeit das Wetter mit dem vielen Regen häufig für einen Baustopp.
Geht es aber weiter, werden viele Rohrabschnitte miteinander verbunden und verschwinden im Boden. Dann schlägt die Stunde der Glasfaserkolonnen: Sie blasen die Glasfaserleitungen in die Leerrohre ein. Dazu wird Druckluft in die Leerrohre gepumpt, und in diesem Luftpolster können dann die schwarzen Glasfaserleitungen bis zu sechs Kilometer zu den Kabelverzweigern durchgeschoben werden. Hausanschlusskolonnen bringen in den Häusern der Kunden jeweils ein Röhrchen an und verbinden es mit der Hauptleitung. Und wenn eine Straße oder ein Wohngebiet so vorbereitet ist, werden von den Kabelverzweigerkästen die Glasfasern in die Häuser „geblasen“ – meist je sechs Stück, von denen zwei angeschlossen werden.
In einigen Bereichen ist die Vorvermarktungszeit für einen Gigabit-Hausanschluss mit einem einmalig zu zahlenden Baukostenzuschuss von 100 Euro bereits gelaufen, sagt Nauen. Und rät allen, bei diesem Angebot oder auch beim Anschlusspreis von derzeit 500 Euro dort, wo die Vorvermarktung bereits beendet ist, noch zuzugreifen. „Denn billiger wird es keinesfalls. Und wer jetzt sagt, dass er diese schnelle Datenleitung momentan nicht braucht, sie aber später haben will, muss je nach Länge zum Hausanschluss mit vier- oder sogar fünfstelligen Kosten rechnen. Dazu kommt, dass kaum ein anderes Unternehmen kommen und ein Glasfaserkabel verlegen wird; ohne die finanzielle Förderung des Glasfaserausbaus von Bund, Land und Kommunen würde es diesen Ausbau nicht geben.“
Breitbandausbau in Lübbecke
Die Stadt Lübbecke mit ihren rund 7.700 Haushalten will natürlich auch ein Hochleistungs-Breitbandnetz installieren. Das soll in Kooperation mit einem leistungsfähigen Dienstleister geschehen; die Weichen dafür sollen in der Ratssitzung an diesem Donnerstag, 4. Februar 2021, gestellt werden. Lübbecke, sagt Bürgermeister Frank Haberbosch, habe den Vorteil, dass nur etwas 700 Haushalte in „weißen Flecken“ mit einer Minimal-Datenübertragungsrate liegen. Insofern sei der Breitbandausbau mit Glasfaser für Dienstleister durchaus lukrativ.
Haberbosch lässt aber keinen Zweifel daran, dass die Stadt Lübbecke „Rosinenpickerei“ verhindern will: „Wir wollen das Netz in der Hand behalten und so verhindern, dass Glasfaser nur in dicht bebaute Bereiche gelegt wird, Einzelhäuser oder gering bebaute Bereiche aber ‚vergessen‘ werden.“ In jedem Fall ist der Breitbandausbau seiner Ansicht nach unverzichtbar und eine Investition in die Zukunft. Denn die Erwartungen, die Menschen zukünftig ans Internet haben werden, nähmen stetig zu: „Immer mehr Daten sollen immer schneller übertragen werden. Das geht nur mit modernster Technologie.“
Nach der Ratsentscheidung am Donnerstag und der Vertragsunterzeichnung mit einem Kooperationspartner – wer auch immer das sein wird –, beginnt die Vermarktung der Anschlüsse durch den zukünftigen Netzbetreiber. Der braucht eine gewisse Kundenzahl, damit sich seine Tätigkeit rechnet, Privatkunden ebenso wie Gewerbekunden. „Wenn diese Hürde übersprungen ist, kann’s losgehen. Aber das sollte kein Problem sein, denn ein solcher Glasfaseranschluss in einem Haus oder einer Wohnung ist werterhaltend, im besten Fall sogar wertsteigernd“, betont Haberbosch die Bedeutung dieser Entscheidung für jeden Haus- bzw. Wohnungseigentümer.
Zusatz: Wir bedauern sehr, dass sich der Rat am 4. Februar noch nicht positiv positioniert hat. Offenbar besteht noch Beratungsbedarf. Jetzt rechnen wir mit einer Entscheidung im März.